Trainer-Trio des SKW zieht Resümee: „Eine sehr gute Saison“
Die Fußballmannschaft des Sportklubs Windhoek (SKW) hat ihre Fans in der Saison 2008/09 in eine nie da gewesene Euphorie und die Konkurrenz ins Staunen versetzt. Die Platzierung spricht für sich. Doch der Erfolg der Grün-Weißen kommt nicht von ungefähr. Drei Männer haben es sich zum Job, zur Aufgabe und zur Leidenschaft gemacht, die Mannschaft zu trainieren und sie von Spiel zu Spiel zu führen. Arne Putensen sprach für die AZ mit dem Trainer-Trio: Richard Starke, Rolf Beiter und Lucky Kakuva.
AZ: Die Saison ist vorbei. Eure Mannschaft hat sich bis zum Schluss wacker geschlagen und mit Abstand für die größte Überraschung der Spielzeit gesorgt. Wie lautet Euer Resümee?
R. Starke: Es war eine sehr gute Saison. Wir haben definitiv über unsere Verhältnisse gespielt und so manchen Beobachter überrascht. Es gibt noch einige Dinge, die sich verändern müssen, daran werden wir in der Winterpause arbeiten.
AZ: Euer Team hat weit über den Verhältnissen gespielt, das zeigt auch die Tabellenplatzierung. Aber warum? Was waren Eure Stärken?
L. Kakuva: Wir haben eine unglaubliche Moral in der Mannschaft. Jeder Kicker will spielen und gibt alles für den Anderen. Darüber hinaus ist der Kern der Mannschaft über die vergangenen Jahre fast immer gleich geblieben. Das macht natürlich viel aus…
AZ: …hat auch Eure defensive Spielweise was damit zu tun, die ja bekanntlich in Afrika unüblich ist?
R. Beiter: Das stimmt nicht. Wir spielen nur sehr diszipliniert und daher sieht es wahrscheinlich so aus, als würden wir defensiv spielen. Unsere Abwehr hat allerdings einen guten Job in dieser Saison gemacht und daher stehen wir auch oben. Schaut man sich mal die Tordifferenz an, merkt man, dass wir sehr wenige Gegentreffer erhalten haben.
AZ: Es hapert noch im Sturm. Euer Team hat nur sehr wenige Tore erzielt und viele Treffer landete auch noch ein Mittelfeldspieler: Marco van Wyk.
R. Beiter: Das ist unsere große Schwäche. Wir haben nur einen Spieler, der Tore macht, und da muss in der nächsten Saison etwas passieren. Wenn wir einen gefährlicheren Stürmer und noch einige gute Mittelfeldspieler hätten, die ab und zu das Tor treffen, wären wir schon lange Meister.
L. Kakuva: In der Offensive muss was passieren…
AZ: …heißt das, dass sich der SKW derzeit nach Spielern umschaut? Gibt es bereits einige, die Ihr gerne verpflichten würdet?
L. Kakuva. Da fängt das Problem an. Es gibt wenige gute Spieler, die wir holen können. Daher müssen wir auf unsere Jugend bauen und diese für die Zukunft stark machen.
R. Beiter: Glücklicherweise gibt es Einige in unserer Jugend, die das Talent haben, bald in der Premierliga zu kicken. Aber wir haben auch einige Andere im Auge.
AZ: Der SKW spielt die zweite Saison in Folge ganz oben mit, aber warum wechseln keine großen Stars wie Rudolph Bester, Heinrich Isaacs oder Rudi Louw nach Olympia?
L. Kakuva: Da gibt es zwei Probleme. Entweder gehen die guten Kicker wegen des Geldes nach Südafrika oder Angola oder sie haben einfach nicht die Disziplin, um bei uns zu spielen. Wer bei uns nicht zum Training kommt, spielt auch nicht. Das ist nicht überall üblich.
R. Beiter: Auch unsere Art der Bezahlung verstehen die meisten Spieler nicht, denn bei uns gibt es kein festes Gehalt. Die Kicker werden für Anwesenheit beim Training, für Spiele, Siege und Unentschieden bezahlt. Meistens haben sie dann im Endeffekt mehr Geld als die Anderen. Die „Stars“ sehen meist nur die große Summe.
AZ: Insgesamt wurde den Zuschauern aller Vereine in dieser Saison nicht unbedingt der beste Fußball präsentiert. Habt Ihr die gleiche Meinung und wenn ja, warum war das so?
R: Starke: Das war mit Abstand die schlechteste Saison, die ich je gesehen habe – von allen Clubs. Der Verband (Namibischer Fußballverband, NFA, die Red.) muss mehr machen, um den Sport zu verbessern. Auch die finanziellen Mittel, die den Vereinen zu Verfügung gestellt werden, reichen vorne und hinten nicht.
L. Kakuva: Die falschen Leute sitzen an den falschen Plätzen. Zudem werden Daten für Spiele rausgegeben und dann am nächsten Tag verändert – so können die Trainer nicht planen.
AZ: Die Saison war für den SKW auch durch einige schmerzhafte Erlebnisse gekennzeichnet. Herr Starke, Sie haben kurzfristig für eine Weile Ihren Posten als Trainer niedergelegt. Danach herrschte ziemliche Verwirrung…
R. Starke: Die ganze Sache wurde von den Medien falsch interpretiert. Ich bin von meinem Posten nie ganz zurückgetreten, sondern habe aus gesundheitlichen Gründen nur eine Pause gebraucht.
R. Beiter: Wir waren immer ein Trainerteam; Richard hat eine Pause gemacht, Luckey und ich haben die Sache weitergeführt. Richard kam ja dann relativ schnell wieder zurück ins Trainergeschehen (lacht).
AZ: Abgesehen vom Fußballerischen – hat sich sonst etwas für den SKW verändert, die Fans zum Beispiel?
R. Beiter: Wir haben eine sehr stille Fangemeinschaft, die aber wächst. Auch von der schwarzen Bevölkerung bekommen wir Respekt, immer mehr Schwarze werden Fans unserer Mannschaft. Das ist schön zu sehen…
AZ: …Luckey, als einziger Farbiger im Trio hörst Du wahrscheinlich mehr als Deine Kollegen. Wie steht die schwarze Bevölkerung zu dem „deutschen“ und „weißen“ Verein und hat sich dieser in die überwiegend schwarze Fußballwelt intrigiert?
L. Kakuva: Die Mannschaft hat sich ja in den vergangenen Jahren gut verkauft und daher auch sehr gut in die Fußballwelt integriert. Wir erhalten sehr viel Respekt für unsere Disziplin und unsere Organisation. Ich denke schon, dass wir von den Meisten akzeptiert werden.
AZ: Habt Ihr Eure Saisonziele erreicht?
R. Starke: Nicht alle. Wir definieren die Saisonziele immer zusammen mit den Spielern. Die wollten in dieser Saison Erster oder Zweiter werden, wir Trainer wollten unter die Top 3. Auch wollten wir in das Pokalfinale einziehen, was uns leider nicht geglückt ist. Dafür haben wir aber mehr Nationalspieler hervorgebracht als zuvor. Mit Ralph Ellinger, Marco van Wyk, Günther von Hundelshausen und Arend van Stryk haben wir vier Nationalkicker im Kader.
AZ: Danke für das Gespräch. Von AZ